Category Archives: Paranoia

Overriding the Mozilla Thunderbird HELO hostname

I found that when connecting through a SOCKS proxy (e.g. SSH dynamic forward), Mozilla Thunderbird tends to leak its local hostname (including the domain of the place where you are at that moment) as a HELO/EHLO header to its SMTP submission server, who then writes it into the first Received-Header.
To avoid this, use about:config and create the following configuration key and value:

mail.smtpserver.default.hello_argument = some-pc

Or whatever hostname you prefer.
Reference: Mozillazine – Replace IP address with name in headers

Amazon AutoRip und die Wasserzeichen

Amazon hat ja heute angefangen, als CD gekaufte Alben im Rahmen des AutoRip-Service als MP3-Download anzubieten. Natürlich kommt da gleich wieder die Frage auf, ob “Wasserzeichen” im Spiel sind. Die Nutzungsbedingungen des Amazon Cloud-Player sagen dazu folgendes:

Einige Plattenfirmen verlangen von uns, Kennungen in die Metadaten einzufügen, die zu Musik von diesen Firmen gehören und die sie eindeutig als Musik, die Sie von uns erhalten haben, kennzeichnen (“eindeutige Kennung”). […] Diese eindeutigen Kennungen können Informationen enthalten, mit denen Sie als Inhaber […] identifiziert werden. Zum Beispiel können diese eindeutigen Kennungen eine Zufallszahl enthalten, die wir Ihrer Bestellung oder Ihrem Exemplar zuordnen, Datum und Zeit des Einkaufs, eine Anzeige, dass die Musik von Amazon heruntergeladen wurde, Codes, die das Album und den Song identifizieren (UPC und ISRC), die digitale Unterschrift von Amazon und eine Kennung, mit der sich feststellen lässt, ob das Audio modifiziert wurde, und eine Anzeige, ob die Musik im MP3-Shop erworben oder in den Cloud Player importiert wurde. Im Amazon MP3 Store verkaufte Songs, die diese eindeutigen Kennungen enthalten, sind auf der jeweiligen Produktseite gekennzeichnet. Diese eindeutigen Kennungen beeinträchtigen keinesfalls die Wiedergabequalität.

“Kennungen in die Metadaten einfügen” ist hier ein starker Hinweis darauf, dass keine steganographischen Wasserzeichen gemeint sind, die in der Musik selbst versteckt sind. Vielmehr legt diese Formulierung die Vermutung nahe, dass die Informationen über den Käufer in den MP3-Metadaten, den sogenannten ID3-Tags hinterlegt sind.
Wir erinnern uns in dem Zusammenhang an die Einführung DRM-freier AAC-Dateien durch Apple im Jahr 2007. Damals konnten wir bereits experimentell ermitteln, dass die Dateien zwar in den Metadaten mit Name und Mailadresse des Käufers getaggt sind, aber beim Brennen auf CD oder konvertieren in WAV identische Dateien entstehen. Damit konnte als erwiesen gelten, dass kein unsichtbares Wasserzeichen in der Datei enthalten war.
Um zu prüfen, wie das mit der Kennzeichnung heruntergeladener Dateien bei AutoRip funktioniert, habe ich mich erneut mit wildfremden Leuten aus dem Internet zusammengetan und in ungesetzlicher Weise ungeschützte MP3-Dateien zwecks Konvertierung in WAV ausgetauscht.
Schaut man sich die ID3-Tags eines AutoRip-MP3 an, sieht man folgende Tags, die zunächst keinen Hinweis auf den Käufer der Datei enthalten:

id3v1 tag info for 01 - Hört ihr die Signale.mp3:
Title  : H▒rt ihr die Signale            Artist: Deichkind
Album  : Arbeit nervt                    Year: 2008, Genre: Unknown (255)
Comment: Amazon.com Song ID: 20947135    Track: 1
id3v2 tag info for 01 - Hört ihr die Signale.mp3:
PRIV (Private frame):  (unimplemented)
TIT2 (Title/songname/content description): Hvrt ihr die Signale
TPE1 (Lead performer(s)/Soloist(s)): Deichkind
TALB (Album/Movie/Show title): Arbeit nervt
TCON (Content type): Dance & DJ (255)
TCOM (Composer): Sebastian Hackert
TPE3 (Conductor/performer refinement):
TRCK (Track number/Position in set): 1/14
TYER (Year): 2008
COMM (Comments): ()[eng]: Amazon.com Song ID: 209471352
TPE2 (Band/orchestra/accompaniment): Deichkind
TCOP (Copyright message): (C) 2008 Universal Music Domestic Rock/Urban, a division of Universal Music GmbH
TPOS (Part of a set): 1/1
APIC (Attached picture): ()[, 3]: image/jpeg, 244997 bytes

Die hier sichtbaren Informationen sind bei von anderen Kunden heruntergeladenen Dateien identisch. Der Aufmerksamkeit leicht entgehen kann jedoch das PRIV-Tag, das vom hier verwendeten Tool nicht decodiert werden kann. Schaut man in die MP3-Datei hinein, findet sich ein Stück XML:

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<uits:UITS xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xmlns:uits="http://www.udirector.net/schemas/2009/uits/1.1">
<metadata>
<nonce>XXXXXXXXXXXXX</nonce>
<Distributor>Amazon.com</Distributor>
<Time>2010-05-XXXXXXXXXXXX</Time>
<ProductID type="UPC" completed="false">00602517860049</ProductID>
<AssetID type="ISRC">DEUM70806185</AssetID>
<TID version="1">XXXXXXXXXXXXX</TID>
<Media algorithm="SHA256">b10c5dc78e1d2228a2a435b8786f7cd73fe47f87230de75ee84250203d00a905</Media>
</metadata>
<signature algorithm="RSA2048" canonicalization="none" keyID="dd0af29b41cd7d6d82593caf1ba9eaa6b756383f">XXXXXXXXXXXXX</signature>
</uits:UITS>

Mit XXXXXXXXXXXXX habe ich hier die Stellen unkenntlich gemacht, die sich von Datei zu Datei unterscheiden. Dem UITS-Schema bin ich nicht weiter nachgegangen. Wer näheres wissen will, mag per Suchmaschine fündig werden.
Ärgerlich ist, dass hier sehr leicht, selbst von gut informierten Kunden, übersehen werden kann, dass eine Verknüpfung zum Kunden in der Datei eincodiert ist. Ganz im Gegensatz zu Apple, wo dem interessierten Kunden beinahe unmittelbar (iTunes -> Titel auswählen -> Kontextmenü -> Informationen) gezeigt wird, dass sein Name mit der Datei in Verbindung steht.
Positiv ist, dass die Konvertierung von MP3-Dateien aus verschiedenen Quellen in WAV zu binär identischen Dateien führt. Die mit unsichtbaren steganographischen Wasserzeichen versehene Datei bleibt damit weiter ein Schreckgespenst, das noch keiner gesehen hat. Meine eigenen diesbezüglichen Befürchtungen sind also nach wie vor nicht eingetreten, und selbst das Fraunhofer-Institut spricht heute vom “psychologischen Kopierschutz”.
Ein unsichtbares und unhörbares Wasserzeichen scheint bis heute nicht im großen Maßstab machbar zu sein. Es bleibt beim “psychologischen Kopierschutz”, oder, wie manche Leute das nennen, einer Deppenbremse.

Wired, Juli 1997: The Long Boom

Beim Umziehen und Aufräumen fielen mir die Ordner mit archivierten Zeitschriften in die Hand. Zentnerweise Altpapier habe ich weggeschmissen. Ich wusste aber, dass sich irgendwo ein ganz besonderes Schätzchen verstecken müßte. Und tatsächlich:
thelongboom
Wir hatten 1997 ja nichts. Es gab kein Slashdot, kein Digg, keine Blogs, kein Twitter, keine Wikipedia. Na gut, wir hatten das Usenet. Google gab es übrigens auch noch nicht. Aber für den echt allerheißesten und visionären Shice gab es das Leitmedium WIRED. Erhältlich als Import am Bahnhofskiosk für 17 Deutsche Mark.

Im Juli 1997 werden in WIRED sensationelle technische Neuerungen beworben, wie z.B. der Apple Powermac 9600/200MP mit 2x200MHz. Auf vielen Werbebildern (und die gab es in WIRED wirklich im Überfluss) sieht man Röhrenmonitore, bei denen man sich fragen muss, wie die Statik gängiger Wohnungen das jemals ausgehalten haben kann.

WIRED stand auf jeden Fall an der Speerspitze so einer Art digitaler Revolution. Und WIRED sagte damals im Essay “The Long Boom” eine digitale Revolution voraus, die der Menschheit über Jahrzehnte Freiheit, Frieden und Wohlstand bringen würde.

Der Boom fällt aus. Das wissen wir hier in der “zivilisierten” Welt, und das wissen auch die ganzen armen Schweine in der dritten Welt, die heute so wenig zu beißen haben, wie vor 12 Jahren. Aber es kann ja auch sein, dass die ganzen Afrikaner eh nicht gemeint waren, als von “a better environment for the whole world” die Rede war. Davon, dass für jedes neue Gadget, das man sich kauft, ein Gorillababy abgemurkst wird, will ja auch keiner was wissen.

Auch WIRED wusste natürlich, dass möglicherweise doch nicht alles nach Plan laufen könnte und so wurden gleich “10 Scenario Spoilers” umrissen, die so genau den Nagel auf den Kopf treffen sollten, dass es heute schon fast erschreckend wirkt. Ich zähle mal nur die auf, die eingetreten sind:

2.
New technologies turn out to be a bust. They simply don’t bring the expected productivity increases or the big economic boosts.
3.
Russia devolves into a kleptocracy run by a mafia or retreats into quasicommunist nationalism that threatens europe.
6.
Major rise in crime and terrorism forces the world to pull back in fear. People who constantly feel they could be blown up or ripped off are not in the mood to reach out and open up.
8.
Energy prices go through the roof. Convulsions in the Middle East disrupt the oil supply, and alternative energy sources fail to materialize.
10.
A social and cultural backlash stops progress dead in its tracks. Human beings need to choose to move forward. They just may not…

Die Vorhersage über den “Long Boom” ist nicht eingetreten, aber die “Scenario Spoilers” haben den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen. Herzlichen Glückwunsch dazu. 🙁